Ausgeprägte Magersucht, Gewichtskontrolle durch herbeigeführtes Erbrechen und periodisch wiederkehrende Essanfälle sind Symptome der verschiedenen Essstörungen.
Alles auf einen Blick
- Essstörungen sind Symptom anderer ursächlicher Faktoren
- Gründe sind offene Konflikte oder gestörte Selbstwahrnehmung
- Am häufigsten sind Mädchen und junge Frauen betroffen
- Gefährliche Folgeerkrankungen können entstehen
- Behandlung mit Psychotherapie und Kreativtherapie
- Neues Essverhalten beginnt in der Lehrküche
Symptome
Die Störung, die sich im krankhaften Essverhalten zeigt, ist dabei häufig Symptom anderer ursächlicher Faktoren. Diese können aus der persönlichen Entwicklungsgeschichte der Betroffenen stammen oder im gesellschaftlichen Kontext zu finden sein, wie bei der gestörten Selbstwahrnehmung vor dem Hintergrund in den Medien propagierter Ideale.
Das stark veränderte Essverhalten verlagert das Problem auf eine Ebene, auf der einerseits die Betroffenen agieren können und auf der es zudem nach außen sichtbar wird, beispielsweise als Ausdruck einer Beziehungsstörung oder als Versuch einer Konfliktlösung.
Die Erkrankten wiederum haben häufig kein Krankheitsbewusstsein oder eine ausgeprägte Scham, sich als erkrankt zu zeigen. Oft ist ihnen die Notwendigkeit einer Behandlung zumindest anfänglich nicht bewusst. Am häufigsten sind Mädchen und junge Frauen von Essstörungen betroffen.
Drei spezifische Arten von Essstörungen
Bei Anorexia nervosa (Magersucht) steht für die Betroffenen die ausgeprägte Angst, die Kontrolle über ihr Körpergewicht zu verlieren und zuzunehmen, im Mittelpunkt. Trotz bedenklichen Untergewichts weigern sich die Erkrankten, genügend zu essen. In ihrer Selbstwahrnehmung sind sie immer zu dick. Daraus entwickeln sich schwerwiegende Folgeerkrankungen mit erheblicher Gesundheitsgefahr, die von Betroffenen häufig unterschätzt und bagatellisiert werden.
Menschen, die an Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht) leiden, sind meist normalgewichtig, man sieht ihnen ihre Krankheit oft nicht an. Sie leiden unter wiederholten Essanfällen und haben dadurch das Gefühl, die Kontrolle über ihre Ernährung und Essgewohnheit zu verlieren. Auch sie haben Angst davor, zu dick zu werden. Durch selbst herbeigeführtes Erbrechen direkt nach Mahlzeiten, rigoroses Fasten, Missbrauch von Abführmitteln, Appetitzüglern oder Schilddrüsenpräparaten versuchen sie, ihre Ernährung nach ihren Maßstäben zu regulieren.
Beim Binge Eating bauen Erkrankte Spannungen über Essanfälle ab, bei denen sie keine bewusste Kontrolle über ihr Essverhalten ausüben können. Im Gegensatz zur Bulimia nervosa setzen Binge Eater keine Gegenmaßnahmen wie herbeigeführtes Erbrechen und ähnliches ein. Daher können sie sowohl übergewichtig als auch normalgewichtig sein.
Behandlungskonzept
Grundlage der Behandlung von Essstörungen im AMEOS Privatklinikum Bad Aussee ist eine gezielte Einzelpsychotherapie zum Verständnis des individuellen psychosomatischen Krankheitsbildes. In der Gruppenpsychotherapie geht es um Fremd- und Eigenwahrnehmung. Durch soziales Kompetenztraining lernen Betroffene, sich bewusst mitzuteilen, Wünsche und Gefühle zu äußern, Beziehungen aufzubauen und zu erhalten. Nonverbale Kreativtherapien wie Körper- und Ausdruckstherapie, Gestaltungs- und Musiktherapie können helfen, Gefühle zu ergründen und auszudrücken. Entspannungsverfahren und Meditation gehören ebenso zum Konzept wie physikalische Behandlungen und Sport. Ein nachhaltiger Erfolg kann jedoch nur gelingen, wenn ein neuer Umgangs mit der Ernährung und dem Essen an sich bewusst erlernt und geübt wird.
Das geschieht im AMEOS Privatklinikum Bad Aussee mit Hilfe eines therapeutisch begleiteten Esstischs, durch Ernährungsberatung und praktische Erfahrungen in der Lehrküche. Wünschenswert ist die dauerhafte Normalisierung des Essverhaltens im Zusammenhang mit einer Gewichtsstabilisierung. Mit Hilfe einer sozialpädagogischen Unterstützung soll der Therapieerfolg in den Alltag getragen werden. Durch ein neues Selbstwertgefühl und Strategien zum Umgang mit Konflikten, Belastungen und Emotionen soll möglichen Rückfällen vorgebeugt werden.
- Gezielte Einzelpsychotherapie zur Erarbeitung eines psychosomatischen Krankheitsmodells
- Gruppenpsychotherapie zur Förderung der Eigen- und Fremdwahrnehmung
- Therapeutisch begleiteter Esstisch, Lehrküche und Ernährungsberatung
- Soziales Kompetenztraining
- Nonverbale Kreativtherapien (zum Beispiel Ausdruckstherapie, Gestaltungs- und Musiktherapie)
- Verbesserung der Nähe-Distanzregulation und des Körpergefühls, Körpertherapie (Aufbau eines realitätsnäheren Körperbildes)
- Entspannungsverfahren und Meditation
- Sozialpädagogische Unterstützung
- Physikalische Behandlungen und Physiotherapie
- Sport- und Bewegungstherapien
- Erarbeitung von individuellen Therapiezielen mit Bearbeitung von Konflikten, Belastungen und/oder kritischen, traumatisierenden Lebensereignissen
- Normalisierung des Essverhaltens (Erweiterung des Nahrungsspektrums, Umgang mit verbotenen Nahrungsmitteln, interne Steuerung der Nahrungsaufnahme, strukturiertes Essen)
- Gewichtsstabilisierung
- Verbesserung des Umgangs mit Stressoren und Emotionen
- Verbesserung des Körpergefühls
- Aufbau des Selbstwertgefühls und der sozialen Kompetenzen
- Rückfallprophylaxe bzw. Aufbau von Handlungskompetenzen zur Bewältigung zukünftiger Krisen
Als festgelegtes Aufnahmekriterium gilt ein Mindest-BMI von 16. Das Mindestalter beträgt 18 Jahre.