Bricht im Winter Opa im Bademantel zum Brötchenholen auf oder klingelt Omas Telefon im Kühlschrank, dann kommt das auch Enkelkindern komisch vor. Wir haben dafür Tipps zusammengestellt.

Dass Großeltern vergesslich werden, ist für die meisten Kinder kein Problem. Wichtig ist es, den Enkeln frühzeitig zu erklären, dass es sich bei dem veränderten Verhalten ihrer Großeltern um eine Krankheit handelt und wie diese Krankheit verlaufen wird.

Kinder sollten erfahren, dass Demenzkranke von Tag zu Tag vergesslicher werden, dass sie nicht mehr gut sehen können, dass sie sich in gewohnter Umgebung verlaufen können. Nach und nach vergessen sie, was Dinge bedeuten und wie man sie benutzt, irgendwann einmal wissen sie nicht mehr, wer sie selbst sind und können auch ihre Familienangehörigen nicht mehr erkennen.

Wenn Oma seltsam wird

Kinder müssen aber auch wissen, dass ungewöhnlich heftige Reaktionen und sogar Aggressivität ein Erscheinungsbild der Krankheit sein können. Sonst besteht die Gefahr, dass sie die veränderten Verhaltensmuster ihrer Großeltern falsch deuten und die Schuld dafür bei sich suchen.

Jüngeren Kindern kann man die Krankheit am besten erklären, indem man sagt, dass Omas/Opas Gehirn krank ist. Dass sie/er komische Sachen nicht mit Absicht macht und das es noch keine Medizin gibt, die Oma/Opa wieder gesund machen kann. Älteren Kindern hilft man mit aufklärenden Gesprächen, mit Sachbüchern und Informationsbroschüren.

Begeistert werden Großeltern jedoch weiterhin mit ihren Enkeln singen, malen, Mensch ärgere dich nicht und Fußball spielen, spazieren gehen, Fotos ansehen oder basteln. Daran können alle zusammen lange Zeit noch viel Vergnügen haben.

Das Verhalten Demenzbetroffener nicht verharmlosen

Folgende Regeln können Kindern im Vorschulalter im Umgang mit ihren demenzkranken Großeltern helfen:

  • Sprich immer in kurzen und eindeutigen Sätzen und warte, wie deine Oma oder Dein Opa reagiert
  • Halte Augenkontakt, setze dich neben Oma/Opa
  • Fasse sanft und vorsichtig die Hand von Oma/Opa
  • Sei nicht laut und hektisch
  • Habe Geduld
  • Vermeide Streit und korrigiere Oma/Opa nicht

Erfahrungsgemäß haben Kinder durch ihre Spontanität, ihren Humor und ihre Art, über seltsam wirkende Dinge nicht lange nachzudenken, grundsätzlich einen guten Zugang zu ihren demenzkranken Großeltern.

Bei problematischen Verhaltensweisen sollte man Enkelkinder jedoch nicht mit den Großeltern alleine lassen. Wichtig ist es, den Kindern vorzuleben, geduldig, freundlich und konsequent zu reagieren. Zur Unterstützung der Kinder sind regelmäßige Gespräche notwendig, um ihnen Ängste und Zweifel zu nehmen, und somit auch schwierige Situationen im Alltag mit den demenzkranken Großeltern zu meistern.

Dauerhafte, jahrelange Überbelastung der Familie durch ein demenzkrankes Familienmitglied kann sich aber negativ auf das Familienklima auswirken: Kinder leiden darunter und brauchen dann dringend professionelle Hilfe und Unterstützung. Fragen Sie die Mitarbeiter einer Pflegeberatungsstelle.

Im Internet finden Sie Informationen z.B. hier:

  • Afi-Kids ist eine Webseite für Kinder im Grundschulalter von der Alzheimerforschung Initiative e.V.
  • Für größere Kinder und Jugendliche: alzheimer and you (Deutsche Alzheimergesellschaft)
  • Bilderbücher-Empfehlungsliste des „Projekts Demenz Arnsberg" für Eltern, Großeltern, Erzieher und Lehrer mit Themen rund um Alter, Demenz, Sterben
  • In Leichter Sprache wird Demenz/Alzheimer erklärt

Die Rehabilitationsklinik für pflegende Angehörige im AMEOS Reha Klinikum Ratzeburg bietet ihren Rehabilitanden u.a. auch Schulungen im Umgang mit Demenzbetroffenen. Informationen über das Rehabilitationsangebot oder telefonisch unter 04541 13 38 00.