Wie fühlt es sich an, wenn das eigene Leben von heute auf morgen eine Vollbremsung hinlegt? Wenn der Anruf kommt, dass die eigene Patientin positiv auf Corona getestet wurde? Wenn der eigene Test wenige Tage später ebenfalls positiv ausfällt? Und wie fühlt es sich an, wenn man auch Wochen nach der Erkrankung nicht mehr richtig auf die Beine kommt?

Frank Bohm hat eben diese Erfahrung gemacht. Als onkologischer Fachpfleger steckte er sich im April während der Behandlung einer Notfall-Patientin mit Covid-19 an.

 

Als die Nachricht ihn erreichte, dass seine Patientin sich mit Covid-19 infiziert hatte, isolierte er sich umgehend selbst und ließ sich testen. Nach einer Woche hielt auch er sein positives Testergebnis in den Händen. Es folgten zwei Wochen mit Fieber, Verlust des Geschmack- und Geruchsinns, Müdigkeit und Schwäche. „Alles schmeckte nur noch nach Pappe und so habe ich das Essen fast ganz eingestellt“, erinnert sich der 41-Jährige.  

Nach zwei Wochen kam endlich das  negative Testergebnis und mit ihm die Hoffnung wieder voll durchstarten zu können. So viele Aufgaben waren beruflich aber auch im Privaten liegen geblieben. Was war eigentlich mit den Winterreifen, die gewechselt werden mussten? Was mit dem Garten und natürlich mit seinem Beruf als Fachkrankenpfleger? Die Realität holte Frank Bohm schneller ein, als ihm lieb war. Auf die Covid-19-Erkrankung folgten unzählige Folgeerkrankungen, wie eine Pilzerkrankung im Mund und eine schwere Mittelohrentzündung. Er rutschte von einer Erkrankung in die Nächste und kämpfte immer stärker mit Erschöpfungszuständen und schlechten Blutwerten. An das Arbeiten als Krankenpfleger in einer Klinik war gar nicht zu denken.

So wie Frank Bohm geht es vielen Rehabilitand*innen. Der Chefarzt des AMEOS Reha Klinikums Ratzeburg, Dr. Jan Schmielau, hat die Erfahrung gemacht, dass Patienten, die in die Reha kommen überwiegend einen schweren Verlauf der Viruserkrankung durchlebt haben und teilweise Tage bis zu mehreren Wochen auf Intensivstationen verbrachten, wo sie vielfach beatmet werden mussten. „Die Erholung von der Behandlung ist langwierig und die Krankenhäuser erkennen immer mehr den Wert einer wohl dosierten und spezifischen Rehabilitation. Die überwiegende Anzahl unserer Rehabilitanden wird uns daher von behandelnden Kliniken zugewiesen. Ein Antrag kann jedoch auch über einen Hausarzt oder niedergelassenen Arzt erfolgen. Dies empfiehlt sich, wenn die Patienten Schwierigkeiten haben, sich im Alltag, einschließlich der beruflichen Belastung, zurechtzufinden“, berichtet der Chefarzt.

Die Zusage für die Anschlussrehabilitation brachte einen Wandel

So war es auch bei Frank Bohm. Erst die Anschlussrehabilitation (AHB) im AMEOS Reha Klinikum Ratzeburg brachte nach drei Monaten einen gesundheitlichen Wendepunkt. Hier konnte er endlich seine Energiereserven wieder auffüllen, seine Kondition gezielt steigern und neue Interessen verfolgen, erinnert sich der Rehabilitand. In einem strukturierten Tagesablauf durchlaufen die Rehabilitanden ein individuelles Behandlungsprogramm, welches ganzheitlich ausgerichtet ist. Ein klassisches Tagesprogramm beinhaltet in der Regel drei bis vier Trainingseinheiten. Patienten, die nach einer Covid-19-Erkrankung in die Reha kommen, müssen meistens das Atmen wieder neu erlernen und die Atemmuskulatur durch gezielte Übungen stärken. „Mit unseren medizinischen Trainingseinheiten können wir die Belastung sehr fein abstufen und eventuell auch zunächst mit einfachem Vibrationstraining beginnen“, erklärt der Chefarzt. Aber auch die traumatischen Erlebnisse auf der Intensivstation oder Versagensängste belasten die Patienten psychisch oft schwer. „Es ist sogar vorgekommen, dass Patienten nach der Erkrankung ausgegrenzt wurden oder berufliche Nachteile zu bewältigen hatten. Diesen Problemen widmen wir uns in Gruppengesprächen und individueller psychologischer Betreuung“, so Dr. Schmielau.

Für Frank Bohm waren vor allem die sportlichen Aktivitäten wie Yoga und Walken ein wichtiger Bestandteil des Tages, um seine Leistungsfähigkeit und Ausdauer wieder zu erhöhen. Aber auch Achtsamkeits- und Stressbewältigungsseminare sowie das Autogene Training ermöglichten es ihm, sein eigenes Leben aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Wo kann ich Kraft schöpfen? Was habe ich noch für Ziele in meinem Leben? Wie geht es mir und meinem Körper? Was ist mir wichtig? Fragen, mit denen er sich während seines Reha-Aufenthaltes intensiv auseinandergesetzt hat.

Mit neuer Kraft aus der Reha entlassen

Mit neuer Kraft und vielen Plänen startet Herr Bohm nach vier Wochen Reha nun zurück in sein neues Leben. In sein altes Leben vor Corona möchte er nicht zurück. Es stehen viele positive Veränderungen an, betont er. Regelmäßiges Walken und Yogastunden werden ein Teil davon sein, aber auch beruflich strebt er nach einer Veränderung.

Die Reha in Ratzeburg wird für ihn immer ein wichtiger Wendepunkt in seinem Leben bleiben und er hofft, dass auch andere an Covid-19 erkrankte Menschen sich trauen und eine Reha beantragen. Für ihn sei es die beste und einzig richtige Entscheidung gewesen.

Die Anschlussrehabilitation ist einer der vielen Leistungsbereiche in Ratzeburg

Das AMEOS Reha Klinikum Ratzeburg, gelegen im Naturpark Lauenburgische Seen am Luftkurort Ratzeburg hat sich, neben der Anschlussrehabilitation auf vier Rehaleistungsbereiche spezialisiert: Endometriosezentrum für Rehabilitation, Rehabilitations- und AHB-Klinik für Onkologie, Gynäkologie, Urologie, Pneumologie, Rehabilitationsklinik für pflegende Angehörige, Rehabilitationsklinik für Psychosomatik. Neben seiner medizinischen Kompetenzen und apparativen Ausstattung überzeugt das Reha Klinikum vor allem mit individuellen Therapiekonzepten, wie zum Beispiel dem therapeutischen Segeln. Weitere Informationen zu den verschiedenen Behandlungskonzepten und Ansprechpersonen finden Sie auf unserer Website.