Das AMEOS Klinikum Halberstadt steht vor einer bedauerlichen, aber unabwendbaren Entscheidung: Die Geburtshilfe, inklusive der erst kürzlich modernisierten Kreißsäle, wird Ende Januar ihre Dienste einstellen. Diese Maßnahme spiegelt das Ergebnis einer tiefgreifenden und anhaltenden Herausforderung wider, die weit über das AMEOS Klinikum Halberstadt hinausgeht und Folge der anhaltenden, sich verschärfenden und offensichtlich gewollten Unterfinanzierung im deutschen Gesundheitssystem ist.

Trotz der seit vielen Jahren nicht ausreichenden Finanzierung der Geburtshilfe durch die Fallpauschalen, hat die AMEOS Gruppe in den vergangenen Jahren erheblich aus Eigenmitteln in die Geburtshilfe investiert, darunter in den kompletten Umbau und die damit verbundene Modernisierung der Kreißsäle für 1,5 Millionen Euro und in die Sanierung der Stationsbereiche für rund eine Millionen Euro. Aufgrund der völlig unzureichenden Finanzierung der Geburtshilfe und der darüber hinaus alle Bereiche des Krankenhauses betreffenden, nicht refinanzierten Kostensteigerungen durch Inflation, Energie- und Personalkosten in den vergangenen beiden Jahren, ist es nicht möglich, den Betrieb weiterhin fortzuführen.

„Es ist eine Situation, die uns zutiefst bedrückt. Wir haben lange gekämpft, um dieses Versorgungsangebot für die Menschen in der Region aufrechtzuerhalten, aber mit einem Defizit dieser Größenordnung ist das für uns in der heutigen Zeit nicht mehr realisierbar. Es ist uns auch nicht möglich, die politisch in Kauf genommenen Verluste durch die öffentliche Hand ausgleichen zu lassen, wie dies bei anderen Trägern der Fall ist”, erklärt Freddy Eppacher, Regionalgeschäftsführer AMEOS Ost. Die grundsätzliche Unterfinanzierung der Geburtshilfe werde durch die nicht ausgeglichenen Kostensteigerungen noch dramatischer. An dieser grundsätzlichen Schieflage habe auch der vom Bundesgesundheitsminister eingeführte Zuschlag zur Geburtshilfe nichts geändert. „Auch die angekündigte Krankenhausreform ist derzeit nicht in Sicht und die gesamte Branche weiß jetzt schon, eine auskömmliche Refinanzierung wird auch durch die von Minister Lauterbach geplante Vorhaltefinanzierung bei weitem nicht erreicht. Die massive Unterfinanzierung – insbesondere der vergangenen Jahre – führt das Gesundheitswesen an die Grenzen des Belastbaren und in diesem Fall sogar weit darüber hinaus“, so Eppacher weiter.

Die Entscheidung betrifft ausschließlich den Bereich der Geburtshilfe. Die Versorgungsangebote der Gynäkologie, Kinderheilkunde und Kinderintensivstation bleiben unverändert bestehen. Das AMEOS Klinikum Halberstadt bietet betroffenen werdenden Müttern und Familien Beratung und Unterstützung bei der Suche nach alternativen Geburtskliniken an, beispielsweise im AMEOS Klinikum Aschersleben.

Das AMEOS Klinikum Halberstadt möchte an dieser Stelle ausdrücklich seinen Dank an das gesamte Personal der Geburtshilfe aussprechen. „Unsere Mitarbeitenden haben mit außerordentlichem Engagement und Hingabe gearbeitet. Diese Entscheidung ist in keiner Weise ein Spiegelbild ihrer Leistungen, sondern vielmehr eine Folge externer politischer Umstände“, betont Stefan Fiedler, Krankenhausdirektor am AMEOS Klinikum Halberstadt.

„Wir appellieren einmal mehr an die Verantwortlichen auf Bundes- und Landesebene, die Finanzierungssituation der Krankenhäuser ernst zu nehmen und umgehend Maßnahmen zum finanziellen Ausgleich zu ergreifen. Ohne eine nachhaltige Reform der Krankenhausfinanzierung und eine auskömmliche Unterstützung wird das Gesundheitswesen weiterhin gezwungen sein, derart schwere Entscheidungen zu treffen“, so Freddy Eppacher.

AMEOS Ost verbindet die 19 AMEOS Einrichtungen an elf Standorten in Sachsen-Anhalt mit insgesamt 1.900 Betten bzw. Behandlungsplätzen. Mit rund 4.100 Mitarbeitenden zählen wir zu den größten Arbeitgebern der Region. AMEOS sichert die Gesundheitsversorgung in den Regionen: An über 50 Standorten in unseren Krankenhäusern, Poliklinika, Reha-, Pflege- und Eingliederungseinrichtungen sind wir Vorreiter in Medizin, Pflege und Betreuung. Rund 18.000 Mitarbeitende kümmern sich jährlich um das Wohlergehen von über einer halben Million Menschen. Denn für AMEOS gilt: Vor allem Gesundheit.

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