Geht's auch ohne?
Psychopharmaka können sehr hilfreich sein, aber manchmal werden sie selbst zum Problem. Die menschliche Psyche und ihre Krankheiten sind nicht rein naturwissenschaftlich zu verstehen. Zur Therapie psychischer Krankheiten braucht es mehr als nur Medikation. Der Einsatz von Psychopharmaka kann zu Folgeproblemen für die Betroffenen und ihre Angehörigen führen. Obwohl Millionen von Menschen regelmäßig Psychopharmaka einnehmen, ist über das geordnete Reduzieren und Absetzen wenig bekannt. Das Reduzieren oder Absetzen von Psychopharmaka kann aus sehr verschiedenen Gründen notwendig oder sinnvoll sein und große Schwierigkeiten verursachen. Deshalb sollte es möglichst immer mit ärztlicher und psychotherapeutischer Begleitung erfolgen.
Unser Bremer Weg
Das AMEOS Klinikum Bremen hat seit 2014 Erfahrungen bei der schriftlichen Aufklärung und Begleitung von Reduktionsschritten gesammelt. Die psychotherapeutische Unterstützung wird ambulant, tagesklinisch und stationär angeboten. Es gibt keine psychopharmakafreien Stationen, aber wir konnten die Gesamtdosis von eingesetzten Psychopharmaka Jahr für Jahr reduzieren. Die individuellen Bedürfnisse jeder einzelnen Person stehen dabei im Vordergrund.
In unserem Klinikum bieten wir psychopharmakafreie Therapien auf allen Stationen an, da Patientinnen und Patienten weniger Probleme mit dem Reduzieren und Absetzen haben, wenn sie von Vorneherein keine (Langzeit-)Medikamente erhalten.
Ein verabredeter Reduktionsprozess muss individuell gestaltet, in kleinen Schritten durchgeführt und professionell unterstützt werden. Das persönliche Fortschrittstempo der Patientin oder des Patienten ist entscheidend. Eine Einheitslösung, wenn es darum geht, Psychopharmaka zu reduzieren, gibt es nicht.
Wichtig zu wissen ist, dass das abrupte Unterbrechen der Einnahme von Psychopharmaka körperliche und psychische Symptome verursachen kann. Entzugs- und Absetzsymptome können auftreten, und auch das mögliche Wiederauftreten der Erkrankung ist nicht unproblematisch. Das AMEOS Klinikum Bremen legt daher großen Wert auf eine umfassende Aufklärung und eine individuelle Begleitung bei der Reduktion und dem Absetzen von Psychopharmaka. Da ein solcher Prozess sich über viele Monate hinziehen kann, sollte eine entsprechende Begleitung nicht nur stationär angeboten werden. Die Kooperation mit den ambulant Behandelnden stellt eine Aufgabe für die Klinik dar. Aktive Netzwerkarbeit ebnet den Weg für gelingende Behandlung und ebenso für erfolgreiche Medikamentenreduktion.
Psychiatrisch begleitete Absetzgruppe
Die Psychiatrische Institutsambulanz am AMEOS Klinikum Bremen bietet ein fortlaufendes Gruppenangebot mit dem Namen „Psychopharmakareduktion und Genesung“ an.
Gegründet wurde die Gruppe von Katrin Rautenberg, Psychiaterin und Leiterin der Psychiatrischen Institutsambulanz. Ziel ist es, das klassische Arzt-Patient-Gespräch zu durchbrechen und mehr Anregungen und Veränderungsansätze zuzulassen. Innerhalb der Gruppe bekommen die Teilnehmenden Unterstützung bei der Reduktion von Psychopharmaka, um in Zukunft ein Leben mit weniger Medikamenten zu führen.
Die Psychiaterin sowie der Genesungsbegleiter Roman Gier und seine Kollegin Petra Rumsfeld leiten die Gruppe und informieren die Teilnehmenden unter anderem zu folgenden Themen: Methoden der Medikamentenreduktion, Notfallpläne und Frühwarnsymptome, Ernährungspläne, Naturheilkunde bei Medikamentenreduktion, Bewegung und Sport, Entspannungstechniken und Arbeit mit eigenen Ängsten.
Für weiterführende Informationen nehmen Sie bitte Kontakt zur Psychiatrischen Institutsambulanz des AMEOS Klinikums Bremen auf.