„Während der Krise kann man noch viel mehr zusammenhalten.“
Franziska Krengel
Franziska Krengel
Sekretärin der Krankenhausleitung
am AMEOS Klinikum Bernburg
„Während der Krise kann man noch viel mehr zusammenhalten.“
Als an jenem Montag im Juli die Computer im Büro der Krankenhausleitung am AMEOS Klinikum Bernburg nicht mehr funktionierten, ahnte noch niemand, welches Ausmaß die Störung annehmen würde. Was zunächst wie ein technischer Defekt wirkte, entpuppte sich einige Zeit später als gezielter Angriff auf die digitale Infrastruktur der AMEOS Gruppe in Deutschland. Rechner, Faxgeräte und sogar die Telefonanlage mussten vom Netz genommen werden. „Wir haben uns in zwei Teams aufgeteilt und alle LAN-Kabel gezogen. Plötzlich war fast nichts mehr digital möglich“, erinnert sich Franziska Krengel, die das Sekretariat der Krankenhausleitung betreut.
Die Folgen waren dramatisch: Kein internes oder externes Telefon, keine E-Mails, keine digitale Patientenakte. Der Alltag verwandelte sich in ein mühseliges Netz aus Laufwegen, Papierstapeln und improvisierten Lösungen. „Ich habe unzählige Runden durchs Haus gedreht, Dokumente kopiert und verteilt, damit die Stationen händisch weiterarbeiten konnten.“ Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden zu Boten, die Informationen zu Fuß weitertrugen – ein Rückschritt ins analoge Zeitalter, mitten in einem komplett digitalisierten Krankenhaus.
Die größte Herausforderung lag jedoch nicht nur in der körperlichen Belastung. „Vieles, was wir für die tägliche Arbeit benötigen, ‚steckt‘ im Computer: E-Mails, Telefonnummern, Kontakte. Plötzlich musste ich alles im Kopf behalten oder auf schnell auf Zettel schreiben. Wir mussten kreative Lösungen finden, uns untereinander austauschen, um alle nötigen Informationen zusammenzubekommen“, erzählt Franziska Krengel.
Mit der Krise kam ein immenser Druck. Krisensitzungen mussten teilweise ohne digitale Hilfsmittel organisiert werden, alles wurde handschriftlich notiert. „Ich hatte immer ein Körbchen voller Zettel bei mir, damit ich ja nichts vergesse.“ Und doch brachte die Ausnahmesituation auch eine überraschende Stärke zum Vorschein: den Zusammenhalt. „Ich habe festgestellt: Während der Krise kann man noch viel mehr zusammenhalten. Fachabteilungen haben noch enger zusammengearbeitet, Hilfe kam schnell, wenn man sie brauchte. Man wusste sehr schnell, dass man sich aufeinander verlassen muss und kann.“
Besonders eng arbeitete Franziska Krengel mit einer Kollegin zusammen, als es darum ging, Rechner und Ambulanzen mit neuen, komplexen Passwörtern wieder ans Netz zu nehmen. „Wir haben uns im Zweierteam durch die Stationen gekämpft – oft am Wochenende, wenn es ruhiger war. So konnten wir die Systeme Schritt für Schritt wieder einsatzbereit machen.“
Gleichzeitig galt es, Geduld gegenüber Patientinnen und Patienten, Angehörigen und externen Partnern zu bewahren. „Viele haben nicht verstanden, dass es nicht um einen simplen Computerabsturz ging, sondern um weitreichende Folgen eines gezielten, professionellen Angriffs.“ Während die Stationen langsam wieder arbeiten konnten, waren wir in der Verwaltung noch länger auf Papier angewiesen.“ Erst mit der Zeit kehrte dann wieder etwas Normalität zurück.
Rückblickend war es die wohl außergewöhnlichste Erfahrung für die gebürtige Bernburgerin in 18 Jahren Tätigkeit am Klinikum: „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt sie. Doch es bleibt nicht nur die Erinnerung an Stress, Druck und schlaflose Nächte. Es bleibt auch ein Stück neu gewonnene Stärke: „Ich habe keine Angst mehr vor der Technik. Dank unseres IT-Teams habe ich gelernt, Kabel, PCs und Drucker selbstständig zu handhaben. Ich traue mir jetzt viel mehr zu“, resümiert Krengel.
Ausgerechnet ein Cyberangriff, der die Menschen am AMEOS Klinikum Bernburg vor große Herausforderungen stellte, wurde so zu einer Lektion in Zusammenhalt, Improvisation – und persönlichem Wachstum.

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