Es war ein langer Weg – aber er hat sich gelohnt. „AMEOS hat mein Leben gerettet“, sagt K., und es klingt kein bisschen pathetisch, sondern eher wie ein nüchternes Fazit. Seit fünfeinhalb Jahren wird er in der AMEOS Eingliederung Heiligenhafen suchttherapeutisch betreut. Hier hat er inzwischen eine Wohnung und eine Aufgabe – als einer von mehreren Hausmeistern kümmert er sich um die Instandhaltung der zahlreichen Gebäude auf dem Gelände.

Manch einer hätte den Lebenswandel von K., der ihn letztlich hierhin gebracht hat, wohl kaum so lange durchgehalten. So wie viele seiner Freunde und Bekannten, die daran zugrunde gingen: „Es waren etwa zwanzig, die ich während meiner Alkohol- und Drogenkarriere verloren habe“, berichtet er. Dabei war seine soziale Herkunft recht solide; seine Eltern betrieben einen gut gehenden Blumenhandel. Geldsorgen gab es nicht: „Ich fuhr schon in jungen Jahren Autos der Oberklasse“, erinnert er sich. Einen Wendepunkt gab es dann, als der elterliche Betrieb aufgeben musste – ein Umfeld, das ihm Halt gab, stand nicht mehr zur Verfügung. Zwar konnte K. erfolgreich eine Lehre als KFZ-Mechaniker abschliessen, trotzdem erfolgte ein langsames Abrutschen in die Sucht: „Die ersten zehn bis fünfzehn Jahre war der Konsum Spass am Feiern“, beschreibt er seine Suchtkarriere. „Ich habe alles an Drogen ausprobiert, was es gibt“. Zum Schluss bestand die einzige Struktur des Tages im morgendlichen Besuch beim Arzt, um sich die Substitution abzuholen, anschliessend traf man sich mit anderen zum Trinken.

Gut fünfzehn Jahre lebte K. am Limit, aber der Leidensdruck – einer der wichtigsten Faktoren, durch die Suchtkranke sich einer Therapie zuwenden – wuchs nur langsam, bedingt auch dadurch, dass K. sich das nötige Geld immer selbst erarbeitete. Aber der Leidensdruck wurde grösser; nicht nur dadurch, dass er seine ruinöse Lebensweise durch seinen Freundes- und Bekanntenkreis gespiegelt sah, sondern auch, weil er immer wieder als „hilflose Person“ von der Polizei aufgegriffen wurde. Rekordverdächtige 5,4 Promille waren es beim letzten Mal – die Polizisten legten ihm nahe, eine Therapie zu beginnen: „Du kannst froh sein, dass du noch am Leben bist; die meisten von uns wären bei einer solchen Alkoholkonzentration längst tot“, bekam er auf der Wache zu hören. Erstaunlicherweise erinnert sich K. noch an diese Episode: „Ich war körperlich komplett koordinationsunfähig, konnte mich aber fast normal artikulieren“. Und das Gehirn funktionierte noch gut genug, um K. erkennen zu lassen, dass sich etwas ändern musste – und dass er dafür Hilfe brauchte. Die fand er in Heiligenhafen.

Dass K. heute ein Leben ohne Drogen und Alkohol lebt, dafür ist er dankbar. Der Erfolg einer Therapie hängt stark vom Willen des Erkrankten ab, etwas zu ändern und von der Erkenntnis, dass ein erfülltes Leben anders aussieht. Insofern waren die Voraussetzungen bei K. sehr gut. Aber auch bei grösster Einsicht, bei maximaler Bereitwilligkeit gibt es immer Hindernisse. „Es gibt keine Sucht ohne Depression“, sagt Claas Hornig, sein Suchttherapeut und Einrichtungsleiter des Suchtbereichs der AMEOS Eingliederung Heiligenhafen. Er spricht von „die Sucht überlernen“, ein Prozess, der erfahrungsgemäss mindestens drei Jahre dauert. Dazu gehören zunächst eine qualifizierte stationäre Entgiftung und ein cleanes Umfeld, dann der Raum für Aufarbeitung und nicht zuletzt eine sinnvolle Aufgabe, denn Unterforderung und intellektueller Leerlauf sind extrem suchtbegünstigend.

K. fand hier in der Suchttherapie all dies – und weiteren Halt, der den Erfolg begründete: Verständnis, Gespräche und neuen Lebensinhalt. Ein eigener privater Wohnbereich auf dem AMEOS Areal hilft ihm ebenfalls, ein neues Leben zu führen. Seine Begeisterung für Technik kommt vielen Kolleg*innen und Mitpatient*innen zugute: Er repariert leidenschaftlich gern Fahrräder. Nicht allein dadurch, sondern auch durch sein freundliches Wesen, seinen deutlich zu spürenden wiedergewonnenen Spass am Leben und seinen Sinn für Humor erfährt er hier eine grosse persönliche Wertschätzung.


Autor: Gerrit Gätjens­


Die AMEOS Einrichtungen in Holstein tragen Verantwortung für jährlich tausende Patient*innen und Bewohner*innen. Klinika, Fachpflegeeinrichtungen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe bieten den Menschen aus der Region wohnortnah ambulante, teilstationäre und stationäre Behandlungs- und Betreuungsangebote und zahlreiche differenzierte und spezialisierte Leistungen. Rund 2.300 Mitarbeitende stellen die Versorgung der Menschen rund um die Uhr an 365 Tagen hochprofessionell sicher. 


Alkohol steht in Europa an dritter Stelle als Ursache für vorzeitiges Versterben, nach Tabakkonsum und Bluthochdruck. Er ist zugleich die häufigste Todesursache bei jungen Männern. In Europa sind rund 23 Millionen Menschen alkoholabhängig. Weitere 55 Millionen Men-schen konsumieren Alkohol in riskanter Weise.

Suchterkrankungen treten ausserdem in verschiedenen Formen auf: Sucht nach Alkohol, Missbrauch von Medikamenten oder Drogen oder auch die Abhängigkeit von Medien.

Nur ein Arztbesuch mit eingehendem Gespräch kann eine verlässliche Diagnose einer tatsächlichen Suchterkrankung klären.In nachfolgenden Einrichtungen der AMEOS Gruppe finden Betroffene Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Sucht:

AMEOS Klinikum Alfeld

AMEOS Privatklinikum Bad Aussee

AMEOS Klinikum Bremen

AMEOS Klinikum Cuxhaven

AMEOS Klinikum Seepark Geestland

AMEOS Klinikum Haldensleben 

AMEOS Klinikum Hameln

AMEOS Klinikum Heiligenhafen

AMEOS Klinikum Hildesheim

AMEOS Klinikum Holzminden

AMEOS Klinikum Kaiserstuhl

AMEOS Klinikum Kiel

AMEOS Klinikum Lübeck - Fachklinik für Abhängigkeitserkrankungen

AMEOS Reha Klinikum Lübeck

AMEOS Adaptionshaus Lübeck

AMEOS Klinikum Neustadt

AMEOS Klinikum St. Josef Oberhausen

AMEOS Klinikum Osnabrück

AMEOS Klinikum Osterholz-Schambeck

AMEOS Klinikum Ueckermünde