Angebote / Leistungsspektrum
Das AMEOS Klinikum für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie Neustadt ist durch Beleihung beauftragt, das Maßregelvollzugsgesetz des Landes Schleswig-Holstein durchzuführen, indem es männliche Patienten behandelt, die nach § 63 StGB sowie den §§ 126a StPO gerichtlich in Schleswig-Holstein untergebracht sind.
Das Klinikum erfüllt mit seinem differenzierten Leistungsspektrum und 245 Behandlungsplätzen einen überregionalen Versorgungsauftrag für das gesamte Land Schleswig-Holstein. Es bietet spezielle Hilfen für straffällig gewordene psychische kranke Patienten an und soll zugleich die Allgemeinheit vor den Gefahren schützen, die von den untergebrachten Menschen ausgehen können.
Die forensisch-psychiatrische Behandlung soll insbesondere durch die ärztlichen, psychotherapeutischen, pflegerischen und sonstigen therapeutischen Maßnahmen auf ein selbstständiges Leben außerhalb des Maßregelvollzugs vorbereiten sowie die berufliche und die soziale Eingliederung erleichtern.
Der Auftrag an die Klinik ist die Besserung psychisch kranker Straftäter.
Dem erfahrenen Behandlungsteam gehören (Fach-)Ärztinnen und Ärzte, Psychologinnen und Psychologen, Pflegende, Ergotherapeutinnen und -therapeuten, Pädagoginnen und Pädagogen sowie Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter an. Im multiprofessionellen Behandlungsteam werden individuelle Behandlungsziele auf der Basis einer umfangreichen Diagnose für jeden Patienten in einem Therapieplan definiert.
Im Behandlungsverlauf wird dieser regelmäßig überprüft und ggf. angepasst in dem Bestreben, vorhandene Fähigkeiten zu fördern und Defizite so weit wie möglich abzubauen.
Für die Diagnostik und Therapie steht ein breites Angebot moderner Methoden zur Verfügung. Die angewandten Therapien sind wissenschaftlich anerkannt und überprüft. Die Therapiekonzepte umfassen Einzel- und Gruppenbehandlungen. Eine indizierte Therapie mit Psychopharmaka wird individuell auf den Patienten abgestimmt.
Es findet eine störungsspezifische Behandlung auf 10 spezialisierten Stationen in besonders und weniger gesicherten Bereichen statt. Gruppenangebote zu Themen wie Sucht, Persönlichkeitsstörungen, Impulskontrolle, Psychoedukation, Metakognitives Training oder speziell für Sexualstraftäter ergänzen die Behandlung z.T. stationsbezogen oder stationsübergreifend.
Unterstützt werden diese Maßnahmen durch pädagogische Angebote (z.B. Kompetenztrainings, Theatergruppe) und ergotherapeutische Angebote in den Bereichen Holz, Kreativität, Industriearbeit, Gartenarbeit, Bootsbau, Bistro.
Alle Patienten werden bezugspflegerisch nach einem individuellen Pflegeplan betreut. Dazu gehören auch pflegerische Gruppen schwerpunktmäßig in den Bereichen lebenspraktische Fertigkeiten und Sozialtraining.
Die Sicherung der Patienten ist eine in allen Phasen der Behandlung anspruchsvolle Aufgabe. Patienten, die neu in das Klinikum kommen oder zur Zeit eine schlechte Prognose haben, werden im besonders gesicherten Bereich untergebracht. Hier haben die technischen Sicherungen und Regeln durchaus den Standard einer Justizvollzuganstalt (JVA).
Im Laufe der Therapie erhalten die Patienten schrittweise mehr Freiheiten, bis sie kurz vor der Entlassung das Leben in Freiheit verstärkt üben. Sicherheit wird auch in dieser Phase groß geschrieben! Das speziell geschulte Personal hat einen intensiven Kontakt zu den Patienten - eine gute therapeutische Beziehung bietet viel Sicherheit.
Entweichungen (Missbrauch von Lockerungen) sind in Neustadt ausgesprochen selten und liegen weit unter dem bundesweiten Schnitt vergleichbarer Einrichtungen.
Die Behandlung hat das Ziel, Rückfälle in kriminelles Verhalten zu verhindern (Deliktprävention). Untrennbar damit verbunden ist die Frage nach der Gefährlichkeit unserer Patienten (Kriminalprognose).
Im forensischen Alltag wird die Kriminalprognose täglich gestellt, z.B. bei Verlegungen, Lockerungsentscheidungen und im Rahmen jährlicher Stellungnahmen zur Notwendigkeit der weiteren Unterbringung. Unsere multiprofessionellen Teams wenden hierbei standardisierte Prognoseinstrumente an.
Menschen brauchen eine Perspektive – noch mal mehr nach einem Aufenthalt in einer Forensischen Klinik. Sehr früh im Behandlungsverlauf planen wir mit den Patienten die Zukunft. Oftmals brauchen die Patienten mehr als nur psychiatrische Hilfe.
Pädagoginnen und Pädagogen kümmern sich um schulische und berufliche Perspektiven. Manchmal beginnt unsere schulische Hilfe bei Alphabetisierung und reicht bis zum Realschulabschluss.
Für die berufliche Förderung vermitteln wir Praktikumsplätze oder helfen bei Bewerbungen auf dem ersten Arbeitsmarkt.
Auch nach Entlassung aus unserem Klinikum kümmern wir uns um ehemalige Patienten. Die Forensische Ambulanz sorgt dafür, dass das Leben in Freiheit gelingen kann. Sie ist die Schnittstelle zwischen Drinnen und Draußen - zwischen Maßregelvollzug und Wiedereingliederung. Noch im Klinikum für Forensische Psychiatrie wird der Entlassungsprozess des Patienten mit allen Beteiligten und Verantwortlichen geplant. Mit den Nachsorgeeinrichtungen kooperieren wir eng, damit jeder Patient frühzeitig die beste Versorgung erhalten kann.
Die Aufgaben der nachsorgenden Forensischen Ambulanz sind:
- Kooperation mit den Nachsorgeeinrichtungen, der Bewährungshilfe und anderen Sozialpartnern
- Zügiges Krisenmanagement
- Rückfallvermeidung
- Kontrolle
- Erkennen kritischer Verhaltensmuster im neuen Umfeld