Die Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, die von massiven Störungen der Wirklichkeitswahrnehmung begleitet wird. Die betroffenen Menschen haben häufig Halluzinationen, Wahnvorstellungen und sogenannte Ich-Störungen (z. B. telepathische Gedankenübertragung, Gedankenlesen). Schizophrenie kann man nicht heilen, für die Symptome der Erkrankung stehen jedoch erfolgversprechende Therapien zur Verfügung. In der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im AMEOS Klinikum St. Josef Oberhausen helfen Spezialisten mit ganzheitlichen Methoden, dass sich die Betroffenen wieder auf Ihre eigene Wahrnehmung verlassen können und den Weg zurück in ein normales Leben finden. Dr. Martin Heilmann, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, informiert im Interview über Auslöser und Merkmale der Erkrankung sowie mögliche Behandlungsmethoden.

Herr Heilmann, was ist Schizophrenie?

Schizophrenien nennt man eine Gruppe psychischer Erkrankungen, die zu einem Verlust des Realitätsbezugs führen. Das Ersterkrankungsalter liegt meist zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr, wobei Frauen im Durchschnitt fünf Jahre später erkranken. Erkrankte können zwischen der allgemein geteilten Realität und ihrer individuellen Wahrnehmung der Umwelt nicht mehr differenzieren. Das wird besonders problematisch, wenn die Wahrnehmung durch Halluzinationen und Wahnvorstellungen verzerrt ist, die man durch rationale Argumente nicht auflösen kann. Wie viele plausible Argumente man auch vorbringt, an Schizophrenie erkrankte Menschen lassen sich nicht überzeugen. Eine typische Wahnvorstellung in diesen Kontext ist, dass der Betroffene glaubt, seine Gedanken würden kontrolliert oder entzogen. Im Denken fehlt der Zusammenhang und in der Folge wird auch die Sprache bruchstückhaft. Häufig hören an Schizophrenie erkrankte Menschen nicht vorhandene Stimmen, z. B. Gottes Stimme, befehlende Stimmen oder sogar auch einen Stimmendialog.

Wodurch wird eine schizophrene Psychose ausgelöst?

Die Auslösung der Erkrankung erfolgt in der Regel durch Stress bei einer gewissen seelischen Verletzlichkeit des Betroffenen. Weitere Ursachen sind in neurobiologischen und genetischen Veränderungen zu suchen. Auch Drogenkonsum (z. B. Cannabiskonsum) kann den Ausbruch einer Schizophrenie begünstigen oder beschleunigen. Es gibt in Deutschland ca. 800.000 an Schizophrenie erkrankte Menschen.  Einerseits liegt die Wahrscheinlichkeit eines Kindes schizophrener Eltern selbst an einer Schizophrenie zu erkranken bei 40%. Andererseits sind bei vier von fünf an Schizophrenie Erkrankten keine psychischen Erkrankungen im familiären Umfeld bekannt.

Woran erkennt man Schizophrenie?

Die Betroffenen weisen in der Wahrnehmung ihres Umfeldes oftmals eine Wesensänderung auf, sind zurückgenommener, introvertierter als zuvor, wirken misstrauisch und irritierbar, sind bisweilen auch gereizt. Später dann berichten sie vom Stimmenhören, Wahnthemen, Stimmungsstörungen, Angst. Sie tun sich schwer bei Entscheidungsfindungen, sind oft hin und hergerissen. Gefürchtet ist bei den Schizophrenien die akute Selbstmordgefährdung. Oftmals hören die späteren Suizidanten Stimmen, die sie zum Selbstmord auffordern.

Wie behandelt man schizophrene Psychosen?

Bei schizophrenen Patienten können in hochakuten Krankheitsphasen im Falle der Eigen- und Fremdgefährdung Maßnahmen der Sicherung notwendig werden, so dass der Betroffene auf einer beschützten Station verbleiben muss. Besser ist es natürlich, wenn der Patient früh genug mit wenig akuter Symptomatik in unsere Klinik kommt und sich behandeln lässt.

Eine medikamentöse Therapie unter laufender psychiatrischer Befundkontrolle ist bei der akuten Schizophrenie unumgänglich. Diese soll helfen, den Realitätsbezug wiederherzustellen. Akute psychotische Schübe klingen unter konsequenter Medikation meist rasch ab. Zusätzliche stimmen wir in unserer Klinik individuell verschiedene Therapien der Ergo-, Arbeits-, Kunst- und Soziotherapie mit dem Patienten ab, sobald er dies verträgt und nicht überlastet ist. In der Phase nach dem Schub sind viele Patienten oftmals sehr müde, ausgebrannt und antriebsarm. Deshalb sollte eine allmähliche Wiederbelastung im Alltag erfolgen, die von psychiatrischen Kontrolluntersuchungen begleitet wird.

Besonders wichtig ist es uns, die Betroffenen und deren Angehörigen zu schulen, damit diese die Erkrankung besser verstehen und erfolgreich mit ihr umzugehen lernen. Man nennt das Psychoedukation.

Mit Medikamenten, begleitenden Therapien und einer konstanten ambulanten psychiatrischen Anlaufstelle (z. B. niedergelassener Nervenarzt) können Menschen mit einer Schizophrenie ein recht normales Leben führen, arbeiten und sich wohl fühlen. Wir erzielen mit unserem Team sehr gute Therapieerfolge.


Hören Sie auch den Podcast mit Dr. Martin Heilmann, in dem er über die Erkrankung spricht.


Als Fachklinikum für Psychiatrie und Psychotherapie steht das AMEOS Klinikum St. Josef Oberhausen seit vielen Jahren für eine persönliche, engagierte und kompetente Behandlung verschiedener psychiatrischer und psychotherapeutischer Krankheitsbilder.

Darüber hinaus verfügt das AMEOS Klinikum St. Josef Oberhausen über eine direkt an den Aufnahmebereich angeschlossene Akutstation, eine allgemeinpsychiatrische Station, eine Station für Suchterkrankte sowie eine Station mit psychotherapeutischem Schwerpunkt.