Die Wadenmuskulatur schmerzt unerträglich, krampfartig und stets nach einer bestimmten Wegstrecke zum Beispiel beim Spazierengehen. Die Betroffenen bleiben stehen – vermeintlich, um sich Auslagen im Schaufenster anzuschauen. Aber in Wirklichkeit oft nur, um die Beschwerden zu verbergen – die Schaufensterkrankheit. Was im Volksmund so harmlos klingt, ist ein Alarmzeichen für eine schwere Durchblutungsstörung. „Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) verengen Verkalkungen der Gefässe die Arterien im Extremfall bis zum völligen Verschluss. Je früher behandelt wird, desto besser kann das Fortschreiten der Erkrankung gebremst werden“, erklärt Ahmad Al Halabi, Oberarzt der Klinik für Gefässchirurgie am AMEOS Klinikum Mitte Bremerhaven.

Schleichende Entwicklung

Die Schaufensterkrankheit verläuft lange beschwerdefrei: Durch Engpässe oder Verschlüsse wird der Blutfluss behindert und die betroffenen Körperteile nicht ausreichend versorgt. „Zu Beginn ist die Durchblutung noch ausreichend, so dass noch keine Beschwerden beim Laufen auftreten. Später kommt es beim Gehen zu Schmerzen. Im Endstadium sprechen wir oft von Amputationen“, so der Facharzt für Gefässchirurgie, Endovaskuläre Chirurgie und Phlebologie. Wissenschaftlich belegt ist, dass die konservative Therapie (u.a. konsequentes Gefässtraining) bei der Schaufensterkrankheit dem Operieren nicht unbedingt unterlegen ist: „Das setzt jedoch Disziplin bei der betroffenen Person voraus – absoluter Nikotinverzicht, gute medikamentöse Einstellung, Blutdruckkontrolle und vor allem ununterbrochene Durchführung des Trainings“, so Ahmad Al Halabi. Durch die wiederholte fachgerechte Belastung des Beines bilden sich Ersatzkreisläufe, sogenannte natürliche Bypässe oder Kollateralen. Leider ist das bundesweite Angebot überschaubar.

Mehr als 30 Jahre gefäßchirurgische Erfahrung

Wenn das nicht hilft, gibt es operative Optionen:  „Minimalinvasiv kann zum Beispiel eine kathetergeführte Gefässfräse zum Einsatz kommen, die Engstellen beseitigt. Aber auch komplexe offene Operationen müssen optional durchgeführt werden“, so Ahmad Al Halabi. Im Zuge der Corona-Pandemie hat sich die Versorgungsrealität gravierend verändert: „Viele Menschen sind aus Angst vor einer COVID-19-Ansteckung trotz teils erheblicher Beschwerden nicht in die Praxis oder ins Krankenhaus gegangen – ein Fehler, weil dadurch wertvolle Zeit verlorengeht“, so der Oberarzt. Dabei gelten im klinischen Alltag höchste Hygienestandards und ein engmaschiges Test-Regime – und das Personal ist besonders geschult, Ansteckungen zu vermeiden. Al Halabi empfiehlt: „Bei Beschwerden schnell tätig werden. Dringender Handlungsbedarf besteht bei Schmerzen im Ruhezustand oder bei offenen Beinen – wer da einfach nur Salbe auflegt, ohne die grundlegende Ursache klären zu lassen, riskiert einen Beinverlust oder eine Blutvergiftung. Wir schauen uns jede hilfesuchende Person an und entscheiden individuell, wie dringend behandelt werden muss.“


Im AMEOS Klinikum Mitte Bremerhaven werden seit mehr als 30 Jahren gefässchirurgische Eingriffe durchgeführt. Die Fachklinik für Gefässchirurgie erfüllt die besonderen Anforderungen an ein Zentrum für Gefässmedizin durch interdisziplinäre Vernetzung auch mit gefässchirurgischen Fachpraxen.