Dr. med. Maike Gwinner ist seit Januar 2018 Chefärztin der Eltern-Kind Akutstation des AMEOS Klinikums Inntal in Simbach am Inn. Die gebürtige Bremerin wechselte 2015 mit ihrer Familie nach Niederbayern, zunächst als Oberärztin für die Mutter-Kind-Therapie und die TraumaAmbulanz. Die Fachärztin für Kinderund Jugendpsychiatrie studierte an der Philipps-Universität Marburg und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Nach ihrer Promotion arbei - tete sie an verschiedenen Kliniken als Assistenzärztin.

Seit Januar 2018 hat Dr. Gwinner die Fäden auf der Eltern-Kind Akutstation in der Hand. Zu ihrer fachlichen Ausrichtung kam sie eher zufällig. Während ihrer Zeit in der Erwachsenenpsychiatrie, erinnert sie sich, habe ihre damalige Klinik ihr eine Rotationsstelle angeboten mit der Kinderpsychiatrie. Was als Reinschnuppern gedacht war, wurde schnell zur Leidenschaft. „Viele Störungen lassen sich bereits im Kindesalter erkennen – und dann mit viel weniger therapeutischer Intervention behandeln“, erklärt sie.

Mit dieser Überzeugung setzt Dr. Gwinner auch in Simbach Akzente. Sie hat eine Eltern-Kind Akutstation aufgebaut, die ein Konzept verfolgt, das nur wenige Häuser in Deutschland anbieten: Die Station nimmt Eltern und Kinder sowohl als Patienten als auch als Begleitung auf. Ein Setting, auf das die Chefärztin stolz ist: „Durch diese Kombinationen können wir je nach Schwere der Erkrankung ein individuelles Therapieangebot schnüren. Wie bei der Kindererziehung selbst“, betont sie, „gibt es eben kein Schema F, nach dem wir unsere Patienten behandeln.“ Darüber hinaus bietet die Klinik seit Kurzem ein spezielles akutpsychosomatisches Angebot an, das sich an Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren richtet. Neben Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen kommen zum Beispiel auch Patienten mit Computerspielsucht ins Klinikum. „Diesen Bedarf haben wir in den letzten Jahren immer mehr gespürt. Daher haben wir diese neue Gruppe entwickelt“, sagt Dr. Gwinner. Das Behandlungsspektrum umfasst neben Einzel- und Gruppentherapien, Kreativ- und Ergotherapien auch tiergestützte Therapien. „Das ist eine tolle Neuigkeit“, freut sich die Kinder- und Jugendpsychiaterin. „Im Kontakt mit Pferden und Hunden tauen manche Jugendliche richtig auf.“

Zusätzlich im Angebot in Simbach: therapeutisches Klettern. Vor fünf Jahren startete das Klinikum eine Kooperation mit Dr. med. Thomas Lukowski, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Autor und Klettertherapeut aus München. Seitdem bildet das Klinikum Klettertherapeuten aus in der Kletterhalle des örtlichen Alpenvereins – auch Dr. Gwinner nahm daran teil und leitete lange Zeit die Klettergruppe des Klinikums. Dabei kam ihr zugute, dass sie auch privat begeistert klettert.

Die Klettergruppe hat die Chefärztin inzwischen wieder abgegeben, da sie auch noch das AMEOS Poliklinikum Inntal leitet, das es seit zwei Jahren gibt. Dort behandeln approbierte Psychologische Psychotherapeuten Erwachsene, Kinder und Jugendliche ambulant. Das Poliklinikum ist ein wichtiger Teil des therapeutischen Versorgungsnetzes für die Menschen im Landkreis Rottal-Inn.

Auf die Frage, ob die ländliche Lage der AMEOS Klinika in Simbach eine besondere Herausforderung für sie sei, hat Dr. Gwinner schnell eine Antwort parat. „Sicher ist die Netzwerkarbeit hier etwas schwieriger“, entgegnet sie mit einem Lächeln im Gesicht, „doch die Städte München, Salzburg und Regensburg sind ja schnell zu erreichen.“

Sich auf dem Erreichten auszuruhen, kommt für Dr. Gwinner nicht infrage. „Ich will immer besser werden,“ betont die Mutter von zwei kleinen Kindern. Momentan bildet sie sich zur Fachärztin für Psychosomatik weiter. „Im Leben gibt es viele Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln, da greife ich immer zu.“ Drängenden Handlungsbedarf sieht sie beim Thema Ärztenachwuchs: „Gerade in der Psychosomatik brauchen wir noch mehr gut ausgebildete Ärzte, um unseren Patienten weiterhin gerecht werden zu können.“