Die Zeiten, in denen man als Sportmuffel den Kalauer „Sport ist Mord“ in die Runde werfen konnte, ohne dafür strafende Blicke zu ernten, sind endgültig vorbei. Heute trägt ein Grossteil der Menschen irgendeine Form von Fitnesstracker bei sich, sei es auf dem Handy oder am Armgelenk. Die Frage ist nicht mehr, ob man Sport treibt, sondern wie: spass- oder ergebnisorientiert. 

Sicher lässt sich das auch kombinieren. Doch für viele Menschen in einer älter werdenden Gesellschaft ist die eigene Gesundheit ein starkes Argument, um sich mehr zu bewegen. Die Aussicht auf ein längeres aktives Leben motiviert immer mehr Frauen und Männer, regelmässig in Laufschuhen oder im Fitnessstudio zu schwitzen. Bewegung gilt inzwischen als eine Art Universalmedizin. Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über die Krankenkassen bis hin zur Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin sind sich die Fachleute einig: Sport und Bewegung helfen, die Risikofaktoren für Erkrankungen zu senken und gesund älter zu werden. 

Auch Dr. Carsten Breß, Leitender Chefarzt der Somatik im AMEOS Klinikum Ueckermünde und Sportmediziner, unterstreicht die positiven Effekte für alle Altersgrup-pen: „Bewegung wirkt auf den ganzen Körper. Nur mit ausreichender Aktivität bleibt die normale Funktion der meisten lebenswichtigen Organe erhalten und die Ener-giebilanz im Gleichgewicht.“ 

Etwa ab dem 35. Lebensjahr beginne die Leistungsfähigkeit des Körpers aufgrund natürlicher Alterungsprozesse abzunehmen, erklärt der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. „Je älter wir werden, desto mehr steigt das Risiko für gesundheitliche Beeinträchtigungen. Wer seinen Körper nicht in Schwung hält und regelmässig  bewegt, verursacht beziehungsweise fördert diese Abbauvorgänge.“ 

Die Folgen können unterschiedlich sein: Bluthochdruck und Adipositas, Arthrose und Osteoporose, Diabetes mellitus oder COPD – um nur einige Erkrankungen zu nennen. Gezieltes Ausdauertraining wirkt gerade bei den häufigsten Volksleiden präventiv. Es ist wissenschaft-lich belegt, dass sportliche Aktivität dazu anregt, neue Knochensubstanz zu bilden. Das ist wesentlich, weil die Knochendichte zwischen dem 35. und 40. Lebensjahr langsam abnimmt, womit das Osteoporoserisiko steigt. Ebenso gut erforscht ist die positive Wirkung von Sport auf das Herz. Aerobes Training, wie Laufen, Tanzen und Radfahren, kräftigt die Herzmuskulatur, sodass die Pumpe ökonomischer arbeiten kann. Mit jedem Schlag befördert das Herz mehr Blut in den Körper und muss damit seltener schlagen. Dadurch wird das Organ geschont und der Muskel besser durchblutet.

Chefarzt Breß selbst liefert ein Paradebeispiel des aktiven Freizeitsportlers. In früher Jugend war er eichtathlet und Fussballer. Dem blieb er seitdem treu, inzwischen auch als Mannschaftsarzt seines Vereins. Auch das Laufen gehört zu seinem Leben, selbst die Königsdisziplin, den Marathon, bestritt er zweimal. Vor zwei Jahren lief Breß mit einem halben Dutzend seiner Kolleginnen und Kollegen gemeinsam den Berliner Halbmarathon. 

Als Fachexperte für sportmedizinische Leistungsdiag-nostik führt er im Therapiezentrum des AMEOS Klinikums Ueckermünde Check-ups und Belastungstests für Sport-treibende durch und erstellt individuelle Trainingspläne.

„Es ist nie zu spät, mit dem Training zu beginnen“, betont der Mediziner. Selbst, wer lange Zeit nichts getan hat, könne jederzeit anfangen. Damit der Neustart gut gelingt, empfiehlt Breß, vorab unbedingt einen sport-medizinischen Check samt Leistungsdiagnostik zu absolvieren. Eine halbe Stunde moderate Bewegung pro Tag reiche bereits aus, heisst es in einer Leitlinie der WHO. Entscheidend sei, dass man ein bisschen ausser Atem gerät und den Stoffwechsel ankurbelt. 
Das gilt auch für Menschen, die schon unter chronischen Erkrankungen leiden. Chefarzt Breß ist überzeugt, dass Sport bei vielen Erkrankungen durchaus als Medizin ein-gesetzt werden könne. „In der aktiven Bewegung, auch unter Anleitung, sehe ich ein grosses Potenzial, den Genesungsprozess zu unterstützen.“ Dass die zu behandelnden Personen diese Kraft auch erkennen und für sich nutzen, sei dabei oft die grösste Herausforderung. 


Autorin: Anja Baum, AMEOS Nord


Das AMEOS Klinikum Ueckermünde ist Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Greifswald und beschäftigt über 450 Mitarbeitende. Diese versorgen gemeinschaftlich nahezu 15.000 Menschen pro Jahr. 
Dr. Carsten Breß ist Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie. Dort werden angeborene und erworbene Erkrankungen sowie Unfallverletzungen des Stütz- und Bewegungsapparates operativ und konservativ behandelt. Die Klinik ist als Endoprothetikzentrum zertifiziert.