Für Betroffene und Angehörige ist es oft schwierig, das Thema Alkoholsucht anzusprechen und Hilfe zu holen. Bei der Telefonaktion im AMEOS Klinikum Kaiserstuhl und der Badischen Zeitung konnten sich am Mittwochabend den 17.06.15 die Interessenten mit ihren Fragen an Suchtexperten wenden, zahlreiche Personen nutzten dieses Angebot. Zwischen 18 und 20 Uhr saßen Dr. Gerhard Wagner, Dr. Andreas Jähne und Dr. Hannes Binder am Hörer, um Fragen zur Alkoholsucht zu beantworten und Tipps zu geben.

 

"Das Schöne an der Telefonaktion ist, dass wir die Menschen niedrigschwellig erreichen", sagte Dr. Jähne. Alkoholabhängigkeit sei ein Schamthema, für die Betroffenen sei das Telefon da ein gutes Medium, um den ersten Schritt zu wagen und Rat zu holen. Ein Anrufer habe ihm gegenüber betont, wie hilfreich es für ihn sei, dass er seinen Namen nicht nennen müsse, erzählte der Arzt.


Auch viele Angehörige hätten sich gemeldet. Ist mein Vater alkoholkrank, wenn er abends vier Bier trinkt, wollte ein Sohn wissen, wie spreche ich meinen Mann auf das Problem an, fragte eine Ehefrau. Solche Telefonate dauerten häufig länger, manche bis zu 20 Minuten, erzählte Dr. Binder. "Manchmal sind das halb therapeutische Gespräche", sagte er. Dr. Wagner berichtete, dass sich aus der Frage mancher Anrufer häufig eine längere Beratung ergeben habe. "Das war dann nur die Einstiegsfrage. Wenn die Verbindung zum Arzt erst einmal steht, dann wächst auch die Bereitschaft, Rat zu holen", erklärte er. Er verwies auf die enorme Altersspanne der Betroffenen – mal sei es um die 13-jährige Tochter, mal um den über 90-jährigen Vater gegangen.

Die drei Ärzte haben an unterschiedlicher Stelle mit Alkoholabhängigkeit zu tun. Dr. Wagner ist leitender Oberarzt der suchtmedizinischen Abteilung am AMEOS Klinikum Kaiserstuhl, Dr. Jähne, stellvertretender ärztlicher Direktor der Rhein-Jura-Klinik Bad Säckingen, Mitorganisator der Weiterbildung zur Zusatzbezeichnung Suchtmedizin und Leiter der Forschungsgruppe Tabakabhängigkeit. Dr. Binder arbeitet als stellvertretender Oberarzt in der suchtmedizinischen Tagesklinik Freiburg, die zum Zentrum für Psychiatrie Emmendingen gehört. Alle drei aber verstehen sich als Teamarbeiter.

Das AMEOS Klinikum Kaiserstuhl hat sich auf den Qualifizierten Alkoholentzug spezialisiert, doch das reiche nicht immer um abstinent zu bleiben, erklärte Wagner. Da sei es gut, wenn die Patienten im Anschluss in Freiburg oder Emmendingen psychiatrisch betreut werden können. Auch Dr. Binder verwies auf das große suchttherapeutische Netzwerk und das breite Behandlungsangebot. "Wenn sich jemand darauf einlässt, gibt es viele Möglichkeiten", betonte er.