Speziell das Thema Schulvermeidung ist ein ernsthaftes Problem in unserer Gesellschaft. Schulabsentismus kann zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen führen und tritt recht häufig auf. Verschiedene Wissenschaftler vertreten die Auffassung, dass Schätzungen zufolge bis zu einer halben Million Schüler regelmäßig der Schule fern bleiben. Schulschwänzen kommt über alle Klassenstufen verteilt bei ca. 5 % der Kinder vor. Schulvermeidung ist aber auch ein wesentlicher Grund, weshalb bis zu 7,5 % der Schüler allgemeinbildender Schulen keinen Abschluss erlangen. Bislang ist unklar, bei wie vielen Betroffenen eine psychische Störung besteht, bei klinischen Stichproben findet man jedoch eine hohe Quote klinisch relevanter Auffälligkeiten.

Schulvermeidendes Verhalten ensteht meist aus einem Zusammenschluss unterschiedlicher Belastungsfaktoren. Auffallend ist, dass der familiäre Kontext eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Ein großer Anteil (60 %) der schulverweigernden Kinder ist von Trennung der Eltern betroffen. Auch körperliche und psychische Erkrankungen der Elternteile stellen ein erhöhtes Risiko dar. Dazu können weitere Faktoren kommen wie zum Beispiel: Arbeitslosigkeit der Eltern, gehäufte Umzüge, geringe elterliche Kontrolle und häufige familiäre Konflikte. Bei dem Kind selbst gibt es natürlich auch einige Ursachen, die zu einem solchen Verhalten führen können. Dazu zählen unter anderem allgemeine Überforderung, Teilleistungsschwächen, mangelnde Motivation (Depression) oder eine ungünstige Lehrer-Schülerbeziehung. Soziale Ängste durch Mobbingerfahrung oder gar körperliche Verletzungen bei vorangegangenen Schulbesuchen können sich ebenfalls negativ auswirken. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Gründe für Schulverweigerung prinzipiell beim Kind selbst, den dazugehörigen Familien, dem sozialen Umfeld und in der Schule zu suchen sind.

Je nach Ursachen des schulvermeidenden Verhaltens wird in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie ein individueller Behandlungsplan für das Kind in erarbeitet. Mit der Kombination entsprechender Behandlungsbaussteine lassen sich nach klinischer Erfahrung gute Therapieeffekte erzielen. Besteht beispielsweise eine schulische Überforderung, so kann eine passende Schulart ein Lösungsbaustein sein. Liegt eine erzieherische Überforderung der Eltern vor, so können Elterntrainings oder die Einleitung von Maßnahmen der Jugendhilfe eine Unterstützung bieten. Zentrieren sich die Probleme beim Kind oder Jugendlichen selbst, liegt der Lösungsansatz zum Beispiel im Kompetenzaufbau, der Aktivierung und einer Therapie zum Abbau des angstbedingten Vermeidungsverhaltens. Letztlich müssen sich jedoch die Behandlungserfolge auch in den Alltag des Kindes übertragen lassen – dies stellt eine hohe therapeutische Herausforderung dar und macht einen intensiven Einbezug der Eltern unabdingbar.

 

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