Ein spannender Ausflug lockte die Gesundheits- und Krankenpflegeschülerinnen und Schüler des AMEOS Klinikums Hildesheim kürzlich in die Hildesheimer Nordstadt. Die Exkursion fand im Zuge des vierwöchigen Praxisblocks zum Thema „Kultursensible Pflege“ während der Ausbildung im zweiten Lehrjahr statt. Unter der Leitung von Reinhard Burgmann, Lehrer am AMEOS Institut West Hildesheim, erfuhren die Schülerinnen und Schüler im theoretischen Unterricht vieles über fremde Kulturen. Sie lernten die Religionen kennen und informieren sich über verschiedene Rituale, Denkweisen und Handlungsmuster. Am Praxistag erlebten sie dann Kultur „live“.

Gesundheits- und Krankenpfleger sind durch die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe ihrer Patientinnen und Patienten häufig vor besondere Herausforderungen gestellt. Die zum Teil unterschiedlichen Essgewohnheiten, das Familienbewusstsein sowie der zwischenmenschliche Umgang unterscheiden sich oft stark von der deutschen Kultur. Das Eingehen auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten ist daher äußerst wichtig für die erfolgreiche „Zusammenarbeit“ zwischen Patienten und Pflegekräften, denn der Heilungsprozess hängt elementar vom Allgemeinbefinden der Patienten ab. Daher ist eine spezielle Beachtung der individuellen Bedürfnisse unabdingbar und ein besonderes Einfühlungsvermögen der Gesundheits- und Krankenpfleger Tag für Tag gefragt.

Der Exkursionstag begann in der „Selimiye Merkez Camii / Selimiye Zentral Moschee“ mit einem Vortrag von Emin Tuncay, ehrenamtlicher Dialogbeauftragter der Türkisch & Islamischen Gemeinde Hildesheim. Sein Wissen über den Islam und die Moschee, ihrer Funktionen und Bestandteile, sowie seine persönlichen Erfahrungen als gläubiger Moslem in Deutschland teilte er gern mit den Schülerinnen und Schülern. „Seit vielen Jahren gehe ich mit meinen Schülern in diese Moschee. Es ist wichtig, dass sie andere Kulturen kennenlernen, um die Handlungsweisen einiger Patienten besser zu verstehen und auf diese reagieren zu können“, so Reinhard Burgmann.

Herr Tuncay berichtete viel über das Reinheitsverständnis der Muslime. Der Islam lege großen Wert auf körperliche Sauberkeit und Hygiene, sowie auf geistige Reinheit. Die persönliche Hygiene im Islam sei nicht nur wichtig, sondern auch verbindlich. Herr Tuncay berichtete auch über die ausgeprägte Nächstenliebe und das Familienbewusstsein der gläubigen Muslime, die sie ihren Kranken entgegenbringen. „Seien Sie bitte nachsichtig und verständnisvoll mit ihren Patienten, wenn sie in Scharen Besucher an das Krankenbett bekommen“, so Tuncay. Der Besuch von Bekannten, Freunden oder Familienmitgliedern am Krankenbett sei ebenfalls ein Gebot des Islam und diene unter anderem dazu, die Stunde als Chance zu begreifen, einander zu vergeben und folglich miteinander ins Reine zu kommen.

Nach der Moscheebesichtigung besuchte die Klasse die jüdische Kapelle auf dem Nordfriedhof in Hildesheim. Zu den Religionen Judentum, Buddhismus, Hinduismus sowie Sinti und Roma wurden im Vorfeld Referate von einzelnen Schülerinnen und Schülern vorbereitet, die in der jüdischen Kapelle vorgetragen wurden. Speziell eingegangen wurde auf die Pflege in den verschiedenen Religionen. So legen beispielsweise gläubige Buddhisten großen Wert auf die gleichgeschlechtliche Pflege. Ebenfalls bei den Ernährungsgewohnheiten gibt es viele Unterschiede. Muslima verzichten auf Schweinefleisch, Buddhisten ernähren sich häufig komplett vegetarisch. Für die werdenden Pflegekräfte gibt es also einiges zu beachten!