Das bislang am AMEOS Spital Einsiedeln betriebene Babyfenster ist nun geschlossen und das Angebot vollständig an das Spital Schwyz übergegangen. Das Babyfenster am Spital Schwyz wird gemeinsam von der Schweizerischen Hilfe für Mutter und Kind (SHMK) sowie dem Spital Schwyz – in enger Abstimmung mit dem Amt für Kindes- und Erwachsenenschutz (KESB), Brunnen (SZ) – betrieben.
Hilfsangebot für Mütter in Not
Das Babyfenster ist ein Hilfsangebot für extreme Notsituationen. Es ermöglicht einer Mutter, die sich in einer ausweglosen Lage befindet, ihr Kind anonym in sichere Hände zu übergeben. Am Spital Schwyz ist nun das Babyfenster in der Nähe der Notfallstation eingerichtet worden. Das Babyfenster verfügt über einen baulichen Sichtschutz, damit eine betroffene Mutter das Kind anonym in das Babyfenster legen kann.
Funktionsweise Babyfenster
Die Mutter öffnet das Fenster, legt das Baby in das bereitstehende Wärmebettchen, nimmt den «Brief an die Mutter» an sich, schliesst das Fenster wieder und entfernt sich. In der Geburtenabteilung des Spital Schwyz ertönt nach drei Minuten der Babyfenster-Alarm: Die diensthabende Hebamme kommt und nimmt sich des Kindes an. Es erhält die notwendige medizinische Versorgung und liebevolle Pflege. Nach ein paar Tagen kommt es nach den Richtlinien der KESB zu Pflege- und später zu Adoptiveltern. Die Mutter und der Vater des Kindes haben das Recht, das Kind bis zum Vollzug der Adoption zurückzufordern. Eine Adoption kann frühestens ein Jahr nach der Abgabe des Kindes erfolgen.
«Das Spital Schwyz bietet Frauen in allen Lebenslagen eine kompetente gynäkologische und geburtshilfliche Beratung, Behandlung und Betreuung an. Dies gilt auch für Notsituationen. Das Babyfenster ist eine wichtige und in der Schweiz seit über 20 Jahren etablierte Einrichtung. Wir sehen es als eine soziale und gesellschaftliche Verantwortung, Frauen in ausweglosen Situationen Hilfe anzubieten, damit sie ihr Neugeborenes in sichere Hände geben können. Wir freuen uns, dass das Babyfenster nun am Standort Schwyz für Mütter in Not in der Zentralschweiz erhalten bleibt», so Dr. med. Yves van Roon, Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe, Spital Schwyz.
Geschichte des Babyfensters
Das erste Babyfenster der Schweiz wurde im Mai 2001 am Spital Einsiedeln eingerichtet. Bis heute wurde dieses Hilfsangebot auf verschiedene Orte in der Schweiz ausgeweitet. Babyfenster existieren heute in Basel, Bellinzona, Bern, Davos, Olten, Sion, Zollikerberg und nun auch in Schwyz. Seit Einrichtung des Babyfensters wurden über die letzten 24 Jahre insgesamt 31 Babys in Babyfenster gelegt. Sechs Babys wurden später von ihren Eltern zurückgenommen und weitere sieben Eltern bzw. Mütter haben sich gemeldet, um ihren Babys Informationen über ihre Herkunft und Identität zu hinterlassen.
«Babyfenster retten Leben; sie helfen, Kindsaussetzungen und Kindstötungen zu vermeiden. Babyfenster sind eine humanitäre Einrichtung der medizinischen Nothilfe», sagt Dominik Müggler, Stiftungsrat der Schweizerischen Hilfe für Mutter und Kind.