Wer durch Gallensteine verursachte Beschwerden hat, klagt über Unwohlsein nach dem Essen, Krämpfe im Oberbauch oder in der Magengegend, gerade nach dem Konsum von fettreicher Nahrung, Kaffee oder Nikotin. Doch woher kommen Gallensteine, wie gefährlich sind sie und welche Funktion hat die Gallenblase im Körper überhaupt? Über diese Fragen sprach die Nordsee-Zeitung im Rahmen ihrer Gesundheitsserie mit Dr. med. Frank P. Schulze, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie im AMEOS Klinikum Mitte Bremerhaven.

Teil des Verdauungssystems

„Die Gallenblase ist ein Teil im komplexen Zusammenspiel mehrerer Organe bei der Verdauung von Nahrung“, so Dr. Schulze. Gallenflüssigkeit wird von der Leber produziert und zur Spaltung von Fetten benötigt, damit der Darm diese leichter verdauen kann. Während der Großteil der Gallenflüssigkeit über die Gallengänge in den Zwölffingerdarm gelangt, wird ein kleiner Teil in der Gallenblase gespeichert. Als Vorrat sozusagen. Beim Verzehr von besonders fettreichen Speisen kann der Körper dann eine Zusatzmenge an Flüssigkeit aus der Gallenblase abrufen.

Gallenflüssigkeit besteht aus Wasser, Cholesterin, Gallensäuren, speziellen Fetten und Eiweißen. Wenn das richtige Mischverhältnis dieser Komponenten aus dem Gleichgewicht gerät, entstehen Kristalle: die sogenannten Gallensteine.

Vom Sandkorn bis zur Walnuss-Größe

„Zunächst bilden sich kleine Körnchen, der sogenannte Gallengries“, erklärt Dr. Schulze. Diese können bis auf die Größe einer Erbse oder Walnuss anwachsen. Selten sind Gallensteine nicht; etwa 5 bis 25 Prozent aller Menschen in Deutschland haben sie, sind sich dessen meist allerdings nichts bewusst, da die Steine häufig in der Blase bleiben. Meist werden sie zufällig bei Ultraschall-Untersuchungen entdeckt. Nur bei 10 Prozent der Gallenstein-Habenden treten spürbare Beschwerden auf.

„Kleine Steine können mit der Flüssigkeit aus der Gallenblase in den Gallengang rutschen und dort zu Koliken und Entzündungen führen“, erklärt Dr. Schulze. „Rutschen die Steinchen nicht weiter, bleiben Sie am Zugang in den Zwölffingerdarm hängen und verstopfen den Gallengang. Dann kann die Flüssigkeit nicht abfließen.“

Verstopfen die Steine den Gallenblasengang oder den Gallengang, machen sie sich durch starke Schmerzen bemerkbar. Typisch sind krampfartige Schmerzen im rechten Ober- und Mittelbauch, die in Rücken und Schulter ausstrahlen können. Neben diesen Schmerzattacken können Gallensteine auch Übelkeit und Aufstoßen verursachen. In solchen Fällen sollte schnellstmöglich ärztlicher Rat eingeholt werden.

Große Steine verlassen die Gallenblase zwar nicht, können aber deren Innenwand reizen und eine akute oder chronische Gallenblasenentzündung verursachen. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Riss der Gallenwand, durch den Gallenflüssigkeit in den Bauchraum gelangen und eine Bauchfellentzündung zur Folge haben kann. Auch Gelbsucht oder eine Bauchspeicheldrüsenentzündung können durch Gallensteine ausgelöst werden.

Entfernung der Gallenblase - ein schonender Routineeingriff

„Solange Gallensteine keine Beschwerden verursachen, müssen sie nicht entfernt werden“, betont Dr. Schulze. Die Schmerzen, die bei einer Gallensteinkolik entstehen, werden mit entsprechenden Medikamenten behandelt. Für jemanden, der regelmäßig an solchen Koliken leidet, sollte die Entfernung der Gallenblase in Betracht gezogen werden. Für Dr. Schulze ein Routineeingriff: „Die Gallenblasenentfernung ist in Deutschland eine der häufigsten Operationen im Bereich der Allgemeinchirurgie.“ In den meisten Fällen wird ein minimal-invasives Verfahren angewandt. Die Operation dauert zwischen 30 und 60 Minuten und kommt nur mit vier kleinen Schnitten aus. Die Betroffenen können die Klinik in der Regel zwei Tage später verlassen, haben weniger Schmerzen und weniger Komplikationen.

„Die Gallenblase ist kein lebenswichtiges Organ“, so Dr. Schulze. Die Gallenflüssigkeit fließt auch so in die Gallengänge und den Dünndarm ab, nur das Reservoir für zusätzliche Gallenflüssigkeit fehlt. Nach der Entfernung der Gallenblase sind keine Ernährungsumstellung, Nachbehandlung oder Medikamente notwendig. „Lebenserwartung und -qualität ändern sich nach der Entfernung der Gallenblase nicht“, fasst der Mediziner zusammen.